„Celler Scene“

Wissen, was los ist ...

BESPRECHUNGEN
im Jahr 2000



(Abb.: N. N.)


 Rezensionen von Martin Banger 


„Astrokrimis“
von Thea Dorn, Uta Glaubitz und Lisa Kuppler (Hrsg.)

72 renommierte Autoren und Autorinnen aus dem In- und Ausland wie Ingrid Noll, Tony Fennelly, Walter Satterthwait, Amelie Fried, Jauwillem van de Wetering, Andrew Vachss, Frank Goyke, Sabine Deitmer – um nur einige zu nennen, haben sich aufgemacht, den Tierkreis zu erforschen und zu einem von ihnen ausgewä hlten Sternzeichen einen „Astrokrimi“ zu schreiben. Entstanden sind zwölf Bände mit – in der Regel sechs – bisher unveröffentlichten Geschichten, die Hochspannung und Unterhaltung auf höchstem literarischen Niveau bieten und verblüffend vorführen, welche kriminellen Fantasien bestimmte Sternzeichen freisetzen, welche Vorlieben und Abneigungen sie auslösen und welche geheime Faszination von ihnen ausgeht. Zudem verraten sie einiges über die Beziehung der Autoren und Autorinnen zur Astrologie und deren spielerischen Umgang damit: So erstellt beispielsweise Tony Fennelly eigenen Angaben zufolge selbst Horoskope, und Frank Goyke, der von „Astrologie so viel versteht wie Karl Marx von Indianern“, hasst Steinböcke, denn es war ein Steinbock, der 1995 seine gesamte Bibliothek inklusive Bücherregal gestohlen und an ein Antiquariat verhökert hat.

Thea Dorn / Uta Glaubitz / Lisa Kuppler (Hrsg.): Astrokrimis.
Eichborn, je 5,00 DM.

Die zwölf Titel:
Tödliche Widder (191 Seiten), Erbarmungslose Stiere (192 Seiten), Gefährliche Zwillinge (191 Seiten), Tückische Krebse (185 Seiten), Mörderische Löwen (185 Seiten), Eiskalte Jungfrauen (192 Seiten), Rätselhafte Waagen (189 Weiten), Mysteriöse Skorpione (192 Seiten), Geheimnisvolle Schützen (191 Seiten), Kaltblütige Steinböcke (192 Seiten), Dunkle Wassermänner (191 Seiten), Skrupellose Fische (191)


„Cucina della Sardegna“
von Manuela Zardo und Hellmuth Zwecker

Die Mittelmeer-Insel Sardinien kulinarisch erschließen – das ist eine Zeitreise bis zurück zu Phöniziern und Römern, die auch in der sardischen Küche ihre Spuren hinterlassen haben. Sie führt hinauf in die Berge zu den Hirten und ihren archaischen Gerichten und hinunter in die lukullisch heitere Küstenwelt der Katalanen, Pisaner oder Genuesen, die über das Meer kamen und aus dem Meer lebten. Pane Carasau, Vino Cannonau, das Brot der Sarden und ihr Wein, Schafs – und Ziegenkäse in ungez ählten Variationen, ebenso die unterschiedlichsten Nudelspezialitäten, Fisch oder Meeresfrüchte und die einzigartige Bottarga, der sardische Kaviar. Dazu gibt es viele aufregende ungewöhnliche Rezepte aus der sardischen Küche. Alles kann man hier nachlesen und dort selbst entdecken, wo es die Autoren aufgespürt haben: in den verstecktesten Winkeln oder unweit der berühmten Ferienorte und der strahlend weißen Badestrände der großen Erlebni sinsel im Mittelmeer.

Manuela Zardo / Hellmuth Zwecker: Cucina della Sardegna.
Hugendubel, 120 Seiten, 48,00 DM.


„Das Geld der Zukunft“
von Bernard A. Lietaer

Jeden Tag werden im Rahmen finanzieller Transaktionen ca. 2.000 Milliarden Dollar um den Erdball bewegt. Nur zwei Prozent dieser gigantischen Summe dienen der Bezahlung von Gütern oder Leistungen. Der Rest ist Spekulationsgeld. Bernhard A. Lietaer durchleuchtet die Mechanismen des WeItwährungssystems. Er zeigt, dass zahlreiche Probleme unserer Zeit durch dieses Finanzsystem geschaffen werden: der Mangel an sinnvoller Arbeit; das Gefühl, bei wachsender Produktivität weniger Zeit zu haben; ein kaum noch bezahlbares öffentliches Gesundheitssystem; die zunehmenden Krisen des internationalen Finanzwesens.

Lietaer, der in verschiedenen Topp-Positionen der Finanzwelt gearbeitet hat, plädiert für eine neue Finanzordnung in Verbindung mit Komplementär-Währung. Als Schriftsteller ist es ihm gelungen, komplexe Zusammenhänge für den Leser durchschaubar zu machen.

Bernhard A. Lietaer: Das Geld der Zukunft.
Riemann Verlag, 48.00 DM.


„Das Haupt Gottes“
von Keith Laidler

Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, überfielen französische Truppen auf Befehl Philipps des Schönen überall im Land den Ritterorden der Templer. Die Tempelritter wurden gefangengenommen, Schätze und Besitztümer eingezogen. Woraus dieser geheimnisumwobene Schatz tatsächlich bestanden hat, ist bis heute nicht geklärt. Aufmerksam gemacht durch ein Inquisitions-Protokoll, verfolgt der Antropologe und Dokumentarfilmer Keith Laidler eine Spur, die nicht nur zurückweist bis zum Tempel Salomons, sondern weit hinein in die ägyptische Geschichte und zur Gestalt des Moses. Ein merkwürdiger Kult, bei dem es um die Verehrung und Anbetung heiliger Schädel geht, wird von Moses nach Israel gebracht und vom Stamme Davids weitergetragen – bis zu Jesus.

Laidler zeigt, dass der Schatz der Templer, den diese unter den Ruinen des salomonischen Tempels ausgeg raben hatten, diese seit Urzeiten verehrten Reliquien enthielt. Inwieweit sie neues Licht auf die Natur des Grals und die Lehre Jesu werfen, untersucht Laidler in seinem fesselnden Buch.

Keith Laidler: Das Haupt Gottes.
Scherz, 414 Seiten, 42.90 DM.


„Das Jahrtausend im Spiegel der Jahrhunderte“
von Lothar Gall (Hrsg.)

Der vorliegende Band unternimmt den einzigartigen Versuch, das zurückliegende Jahrtausend durch den Spiegel der Jahrhundertwenden zu betrachten und in verdichteter Form den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist zu erfassen. Zehn namhafte Historiker wenden sich jeweils einem Jahrhundertwechsel zu und schildern bildhaft die jeweilige geistig-kulturelle Situation der Zeit. Ihre Momentaufnahmen fügen sich zu einem faszinierenden Gesamtbild des Millenniums – eine Zeitreise durch das Jahrtausend.

Lothar Gall (Hrsg.): Das Jahrtausend im Spiegel der Jahrhunderte.
Propyläen, 58,00 DM.


„Das Wunschspiel“
von Patrick Redmont

Der Besuch des exklusiven englischen Knaben-Internats Kirkston Abbey gilt als Privileg. Doch Jonathan Palmer fühlt sich an der Schule nicht wohl. Psychoterror, der von Klassenkameraden und Lehrern ausgeht, treibt den aus einfachen Verhältnissen stammenden Jungen in immer ausweglosere Situationen. Wie gern wäre er so unangreifbar wie sein Mitschüler Richard Rokeby. Eines Tages bietet Richard ihm unvermutet seine Hilfe an: "Du musst lernen, deine Peiniger zu hassen. Dann wirst du stark." Jonathan beginnt, Richard's Spiel mitzuspielen ...

Mit psychologischem Feingefühl spürt Redmont die Wurzeln von Isolation und Grausamkeit in einer geschlossenen Gemeinschaft auf. Im Zeitlupentempo greift der Schrecken um sich.

Patrick Redmont: Das Wunschspiel.
Bertelsmann, 416 Seiten, 39,90 DM.


„Der Engelspapst“
von Jörg Kastner

Am Beginn des neuen Jahrtausends gibt ein neuer, offenbar liberal gesinnter Papst der Welt wieder Hoffnung. Da geschieht die furchtbare Bluttat hinter den Mauern des Vatikans: Der Kommandant der Schweizergarde wird ermordet. Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten in der offiziellen Version des Tathergangs machen den Neffen des Ermorde ten, Alexander Rosin, einen Adjutanten der Garde, misstrauisch. Zusammen mit der Journalistin Elena gerät Alexander Rosin tief in die Machtstrukturen des Vatikans. Sie stoßen auf die Spur einer Geheimgesellschaft. die sich „Zirkel der Zwölf“ nennt – und auf ein verschollenes Manuskript, das Alexander's Vorfahre Albert Rosin im Sechsten Jahrhundert verfasst hat. Der Schweizergardist aus der Renaissance berichtet dort von seinen Abenteuern mit dem berühmten Goldschmied Benvenuto Cellini und von einem geheimnisvollen Smaragd, der „Die wahre Ähnlichkeit Christi“ genannt wird und der offenbar in einem jahrhundertealten Komplott die Schlüsselrolle spielt. Alles spitzt sich auf die Frage zu: Ist der neue Pontifex der schon im Mittel alter prophezeite Engelspapst, der die Kirche auf den rechten Weg zurückführen wird, oder ist er der große Versucher – der Anti-Christ?

Jörg Kastner: Der Engelspapst.
Scherz, 440 Seiten, 44,90 DM.


„Der Hund aus Terrakotta“
von Andrea Camilleri

Commissario Montalbano ist überrascht, als der flüchtige Mehrfachmörder Tano u Grecu um seine Verhaftung bittet. Die Erklärung ist einfach: Tano fürchtet seine Feinde in der Mafia mehr als die Polizei – zu Recht, wie sich herausstellt, denn wenig später wird Tano u Grecu ermordet. Was zunächst aussieht wie ein typisches Verbrechen der Mafia, entwickelt sich zu einem komplizierten Fall, als Montalbano bei seinen Nachfor schungen auf ein weiteres, bereits 50 Jahre zurückliegendes Verbrechen stößt. In einer Höhle entdeckt er – scheinbar kultartig inszeniert – die sklelettierten Leichen eines Mannes und einer Frau in inniger Umarmung, bewacht von einem lebensgroßen Schäferhund aus Terracotta. Das mysteriöse Rätsel führt Commissario Montalbano auf eine Reise in das Sizilien der Nachkriegszeit ...

Andrea Camilleri: Der Hund aus Terrakotta.
Lübbe, 32.00 DM.


„Der Sohn des Donnergottes“
von Arto Paasilinna

Der Himmel der Finnen ist älter als die ganze Welt, und die finnischen Götter sind noch älter. Der wichtigste von ihnen ist der Donnergott. Die Götter sehen mit Besorgnis, dass die Finnen seit vielen Jahren abtrünnig sind und an den christlichen Gott glauben. Höchste Zeit also, dass jemand aus der Schar der Götter zur Erde niederfährt, um dort Menschengestalt anzunehmen und die Finnen wieder zu ihrem alten, heidnischen Glauben zu bekehren. Wer könnte besser dafür geeignet sein als der tollkühne Rutja, der Sohn des Donnergottes? Der stille Antiquitätenhändler Sampsa ist der von Rutja auserkorene Mensch für den Rollentausch. Nachdem der Sohn des Donnergottes zwar Sampsa's Gestalt, nicht jedoch seinen Charakter annimmt und sich auf der Erde auch nicht besonders gut auskennt, ist für viel Wirbel und Aufregung gesorgt.

Arto Paasilinna: Der Sohn des Donnergottes.
Ehrenwirth, 253 Seiten, 29.80 DM.


„Der Sternenseher“
von Jamal Mahjoub

Algier, Anfang des 17. Jahrhunderts. Rashid al-Kenzy, in Aleppo geborener unehelicher Sohn einer nubischen Sklavin, soll für einen Mord büßen, den er nicht begangen hat. Da macht ihm der Dei von Algier ein verlockendes Angebot: Er will ihm das Leben und die Freiheit schenken im Gegenzug für eine gefährliche Mission. Rashid soll nach Nordeuropa reisen, um ein sagenumwobenes Gerät herbeizuschaffen, das sogenannte Teleskop. Er ist es gewohnt, unterwegs zu sein und als Frember misstrauisch beäugt zu werden. Schon als Kind floh er mit seiner Mutter ins Tal der Träumer, wo er seine Freude am Lernen und seine Leidenschaft für die Sterne entdeckte. Später kam er nach Algier, dem berüchtigsten Hafen der Welt. Diesmal heißt das Ziel also Europa. Sein Schiff strandet schließlich an der Küste Jütlands. Die Menschen dort haben niemals zuvor einen Menschen von dunkler Hautfarbe gesehen; sie halten ihn für einen Abgesandten des Teufels. Sein Retter heißt Verner Heinesen, ein Schüler des berühmten dänischen Astronomen Tycho Brahe. Heinesen träumt einen gefährlichen Traum: Er will mit einem Observatorium beweisen, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Rashid soll ihm mit seinen polyglotten Kenntnissen helfen. Doch als Heinesen stirbt, muss Rashid vor dem Hass seiner Umgebung fliehen, und er tut das, nicht ohne ein ganz spezielles Vermächtnis zu hinterlassen ...

Jamal Mahjoub: Der Sternenseher.
BTB, 286 Seiten, 36.90 DM.


„Der Vogelmann“
von Mo Hayder

Auf einem Brachgelände in der Nähe der Themse werden die Leichen von fünf Frauen entdeckt. Die Obduktion lässt keinen Zweifel, dass die Polizei es mit einem Serien-Killer zu tun hat. Vier der fünf Opfer, so zeigen erste Ermittlungen, lebten in ähnlichen Umständen: als drogenabhängige Prostituierte, die niema nd verrnisste. Die Kollegen von Detective Inspector Caffery sind deshalb überzeugt, in einem schwarzen Drogen-Dealer den Täter, den jeder nur „Der Vogelmann“ nennt, gefunden zu haben. Polizei und Bevölkerung glauben aufatmen zu können. Doch Caffery verfolgt eine ganz andere Spur, die ihn zu dem schwerreichen Toby Harteveld führt, einem Schöngeist und Kunstsammler. Gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten und obendrein im Kampf mit privaten Problemen ermittelt er weiter.

Mo Hayder: Der Vogelmann.
Goldmann, 411 Seiten, 42,90 DM.


„Die 100 besten Rezepte aus aller Welt“
von Christian Teubner

„Die 100 besten Rezepte aus aller Welt“ hat Christian Teubner auf seinen Reisen durch die Länder der Erde zusammengetragen. Eine umfangreiche Sammlung regionaler und landestypischer Spezialitäten, sowie köstlicher Kreationen aus der internationalen Neuen Küche ist dadurch entstanden. Die Rezepte reichen von Klassikern der Vorspeisen-Küche, wie fein gefüllte Nudeltäschchen, Risotti oder Krabben in Knoblauch-Soße bis hin zu exquisiten Kompositionen von Spargel und Scampi. Auch Gemüse, gegrillt oder fritiert, gratinierte Muscheln oder knusprige Fleischbällchen dürfen nicht fehlen. Schwierige Arbeitsschritte werden Schritt für Schritt erklärt und sind dadurch für jeden leicht nachvollziehbar.

Christian Teubner: Die 100 besten Rezepte aus aller Welt.
Teubner Edition, 216 Seiten, 49,90 DM.


„Die Kabbala des Geldes“
von Nilton Bonder

Der Autor weist auf eine motivierende und humorvolle Art den Weg zu wirtschaftlichem Erfolg basierend auf den Lehren der jüdischen Mystik, der Kabbala Das Werk richtet sich an alle, die spirituellen Werte verwirkli ehen und verantwortungsvoll mit Geld umgehen wollen.

Nilton Bonder: Die Kabbala des Geldes. Fischer Media, 217 Seiten, 39,00 DM.


„Die Mäuse-Strategie für Manager“
von Spencer Johnson

Johnson beschreibt, wie man mit unerwarteten Veränderungen sinnvoll umgehen kann. Unser Verhalten entscheidet über unser Fortschreiten, unseren Erfolg, unsere Zufriedenheit im privaten und beruflichen Leben, Das bedeutet, vorbereitet und flexibel zu sein, furchtlos aber bedacht zu handeln. Veränderungen als Chance zu nutzen, mutig und motiviert zu sein und über den Ernst des Lebens schmunzeln zu können, sind die Botschaften des Mäuse – und des Zwergenpaares in dieser Geschichte.

Spencer Johnson: Die Mäuse-Strategie für Manager.
Ariston, 100 Seiten, 29,80 DM.


„Die Reise nach Südamerika“
von Alexander von Humboldt

Vor 200 Jahren, am 16. Juli 1799, erreichte der Naturforscher Alexander von Humboldt Süd-Amerika. Seine fünf Jahre dauernde Expedition durch die fast unbekannte Neue Welt begann. Von Humboldt verfasste über seine Amerika-Expedition den größten privaten Reise-Bericht der Geschichte, das 34-bändige Werk „Voyage aux Regions equinoxiales du nouveau Continent“. Seine Vorlesungen in Berlin 1827 / 1828 waren der Beginn einer neuen Blütezeit der Naturwissenschaften in Deutschland. Von Humbold beschrieb bereits Klima-Veränderungen als Folge einer rücksichtslosen Rodung und warnte vor einer weiteren Erosion und Versteppung. Ihm entging auch nicht der sorglose Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der drohende Untergang einiger Tierarten. Die heutigen Leserbedürfnissen angepasste Neubearbeitung ist Zeitdokument und spannende Unterhaltung gleichermaßen.

Alexander von Humboldt: Die Reise nach Südamerika.
Lamuv, 447 Seiten. 24,80 DM.


„Die Reise der Anna Odinzova“
von Juri Rytchëu

Am Morgen des 21. Februars 1947 geht Anna Odinzowa, Ethnografin aus Leningrad, im kleinen Hafen von Urelen an Land. Sie ist am Ziel ihrer Träume: Seit Jahren hat sie die tschuktschische Sprache und Kultur studiert. Jetzt will sie aus nächster Nähe das unerfor schte Leben der Nomaden in der Tundra kennen lernen. Tiefer als alle Ethnografen zuvor will sie sich mit dem Volk verbinden, das ihr Forschungsgegenstand ist. Sie vermählt sich mit Tanat, dem Sohn des letzten Schamanen, und zieht mit seiner Sippe in die Tundra. Aus Angst vor der Kollektivierung flieht die Familie mit ihrer tausendköpfigen Rentierherde in die entlegensten Gebiete. Abgeschnitten von aller Zivilisation lernt die Fremde, nach den uralten Gesetzen der Tundra zu leben. Als die Katastrophe über das Lager hereinzubrechen droht, macht der alte Rinto die Frau mit den stahlblauen Augen zu seiner Nachfolgerin. Er weiht sie ein in die bedrohten Künste und Geheimnisse der Schamanen.

Juri Rytchëu: Die Reise der Anna Odinzova.
Unionsverlag, 304 Seiten, 39,00 DM.


„Die Schlacht“
von Patrick Rambaud

Ein historischer Roman über den Irrsinn des Krieges. Mit der Schlacht von Aspern und Eßling vor den Toren Wiens 1809 begann der Niedergang des französischen Kaiserreichs. In 30 Stunden wurden 40.000 Soldaten und Zivilisten getötet und 11.000 verwundet – das erste große Blutbad des modernen Krieges, ein Gemetzel ohne Sieger und Besiegte, ohne Ruhm und Illusionen. Rambaud erzählt aus der Sicht der verschieden en Protagonisten, von Napoleon, seinen Marschällen und Offzieren bis zu den einfachen Soldaten und dem Beobachter Henri Seyle. Das Geschehen ist bis ins Detail und bis zu den wört lichen Äußerungen der Beteiligten präzise recherchiert. Im Mittelpunkt steht Oberst Lejeune, ebenfalls eine authentische Figur, der als Verbindungs-Offzier des Generalstabs Kontakt zu den einzelnen Gefechts-Abschnitten zu halten hat und damit einen genauen Uberblick über das Kampfgeschehen gewinnt. Mit der fiktiven Liebesgeschichte des Obristen und einer jungen Wienerin gelingt es Rambaud, auch die Situation des von den napoleonischen Trupp en besetzten Wiens anschaulich zu schildern.

Rambaud's Erzählweise ist kurz, schnell, dicht, realistisch, fast filmisch; seine Beschreibung der Schlacht-Szenen geht bis zum Äußersten.

Patrick Rambaud: Die Schlacht.
Insel, 318 Seiten, 48,00 DM.


„Eine kurze Geschichte des Geldes und der Währungen“
von Jack Weatherford

Der Autor zeichnet die Entwicklung unserer Zivilisation und des Geldes nach. Der heutige Wandel der Bedeutung und des Gebrauchs von Geld ist eine der einschneidendsten Umwälzungen unserer Welt. Die erste Revolution des Geldwesens begann mit der Erfindung von Münzen in Lydien vor rund 3.000 Jahren. Die zweite Revolution nahm ihren Anfang im Italien der Renaissance und führte zu Banksystemen und zum Papiergeld. Heute löst eine neue Generation des Papiergeld allmählich ab: das elektronische oder virtuelle Geld. Es bewirkt radikale Veränderungen in der Wirtschaft in Unternehmen und in unserem Alltag.

Jack Weatherford: Eine kurze Geschichte des Geldes und der Währungen.
Conzett, 330 Seiten, 39,80 DM.


„F. I. A. S. C. O. –
Blut an den Westen der Wall Street-Broker“
von Frank Partnoy

Die Welt der Hochfinanz funktioniert nach ganz eigenen Gesetzen und ist für Außenstehende meist ein Buch mit sieben Siegeln. Hier werden Millionengeschäfte in wenigen Minuten getätigt und wech seln Wertpapiere in unverständlichen Transaktionen den Besitzer. Was geschieht wirklich hinter den Kulissen der Wall Street? Frank Partnoy, ehemaliger Wertpapierhändler, beschreibt in diesem spannenden wie hochinformativen Insider-Report den Dschungel der Hochfinanz und gibt Einblick in Strukturen und Machenschaften des Börsengeschäftes.

Frank Partnoy: F. I. A. S. C. O. – Blut an den Westen der Wall Street-Broker.
Heyne, 18,90 DM.


„Geld – Fließende Energie“
von Stuart Wilde

Der Schlüssel zu Geld und Reichtum

Wilde beschreibt neuartige Strategien, mit deren Hilfe man sich eine gewinnbringende Einstellung gegenüber Geld aneignen kann. Ein wertvoller Leitfaden für alle, die wissen wollen, wie man mit Geld umgehen lernt und zu Reichtum kommt.

Stuart Wilde: Geld – Fließende Energie.
Heyne, 219 Seiten, 16,90 DM.


„Grace Flint“
von Paul Eddy

Grace Flint ermittelt undercover im Kampf gegen ein internationales Geldwäsche-Syndikat. Aber trotz aller Vorsicht geht etwas schief, ihre Tarnung fliegt auf. Nur durch Zufall kommt sie mit dem Leben davon. Das Syndikat aber hat sich Genugtuung verschafft: Grace Flint's Gesicht ist auf brutale Weise entstellt worden. Sie wird nie wieder die sein, die sie war. Mit größter Mühe gelingt es Plastischen Chirurgen, die Spuren der Gewalt zu entfernen. Ihr Gesicht scheint makellos – ist aber das einer Fremden. Ihre Identität bleibt zerstört. Grace Flint taucht ab. Doch sie wird dem Mann, dem sie den Verlust ihres Gesichtes zu verdanken hat, noch einmal begegnen. Und ab dann geht es ihr nur noch um eines: um Rache.

Paul Eddy: Grace Flint.
Scherz Verlag, 380 Seiten, 44,90 DM.


„Guadalajara“
von Quim Monzó

Seine Geschichten über die kleinen und großen Katastrophen des täglichen Lebens haben Quim Monzó berühmt gemacht. Auch in seinem neuesten Werk finden sich meisterhaft witzig erzählte Stories und der typische Monzó-Humor. Geistreich und gleichzeitig federleicht gelingt es dem Autor, über die schweren Dinge des Lebens zu reden. Ob es nun Wilhelm Tell, Robin Hood, Gregor Samsa, das Trojanische Pferd oder einfach nur der Familien-Clan ist: Immer erfahren wir Überraschendes und Groteskes.

Quim Monzóo war u. a. Comic-Zeichner, Drehbuch-Autor, Songwriter und Kriegsberichterstatter, bevor er zu den besten katalonischen Schriftstellern wurde.

Quim Monzó: Guadalajara.
Frankfurter Verlagsanstalt, 178 Seiten, 32,00 DM.


„Hella's Channel“
von Petros Markares

Er hatte Janna Karajorgi, Reporterin für „Hella's Channel“, noch nie ausstehen können – sie war überheblich und machte sich bei jeder Pressekonferenz über ihn lustig. Doch nun ist sie tot, ermordet, und er, Kostas Charitos von der Athener Polizei, soll den Fall übernehmen. Notgedrungen begibt er sich in die Höhle des Löwen und legt sich mit seinen ärgsten Feinden an: den Journalisten. Das Fernsehen ist ein rotes Tuch für Charitos, denn seit seine Tochter ausgezogen ist, sitzt seine Frau täglich stundenlang vor der Mattscheibe und ist vor lauter Soap-Operas, Fernsehkrimis und Nachrichten unansprechbar geworden. In einem Griechenland, das Schlauheit mit Bildung verwechselt und Schundromane mit Literatur gleichsetzt, da werden Skandalmeldungen nicht in Frage gestellt. Janna Karajorgi war berüchtigt für ihre Skandalreportagen. Wer hatte Angst vor ihren Enthüllungen? Die Albaner, deren obskuren Machenschaften sie auf der Spur war? Der Kinderschänder, den sie an den Pranger gestellt hatte? Die Kollegen, denen Karajorgi's Erfolg und Eigenständigkeit zu weit gingen? Der Kommissar führt die Ermittlunzen nicht allein, denn auch die Presse will ihn finden: den Mörder der Karajorgi, die nächste quotensichere Sensation.

Petros Markares: Hella's Channel.
Diogenes, 463 Seiten, 44,90 DM.


„Mysterium Geld“
von Bernard A. Lietaer

Lietaer's Buch gewährt nicht nur erhellende Einblicke in die Wirkungsweise von Geldsystemen. Es ist vielmehr eine spannende und aufregende Reise zu den großen Mythen der Menschheitsgeschichte. Dieser unkonventionelle Ansatz. der die emotionale Dimension des Geldes ins Bewusstsein ruft, lässt unsere Finanzsysteme in einem völlig neuen Licht erscheinen Die Heiligkeit des Geldes ist nicht unan tastbar. Es liegt an uns, eine Entscheidung zu treffen und die Natur unseres Geldes zu verändern. Wollen wir weiterhin nur ein Geldsystem, das auf Gier und kurzfristigen Profit ausgerichtet ist und die Zerstörung der natürlichen Ressourcen weiter fördert, oder wollen wir nachhaltigen Überfluss? Die Lösung der zentralen Probleme der Gesellschaft für die kommenden 20 Jahre sieht Lietaer im Aufbau von neuen Geldsystemen, die eine balancierte Kombination von herkömmlichen Währungen, regionalen Komplementär-Währungen und einer globalen Referenz-Währung, dem Terra, darstellen.

Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld.
Riemann, 365 Seiten, 42,00 DM.


„Reisende auf der Seidenstraße“
von Sally Hovey Wriggins

Als der chinesische Mönch Xuanzang im Siebten Jahrhundert über die Seidenstraße durch die Länder des Orients zieht, ist das nicht nur erhellend, sondern auch lebensgefährlich. 16 Jahre lang durchstreifte der junge Buddhist Wüsten in Zentralasien, überquerte drei der höchsten Gebirgsketten Asiens und gefährliche Flüsse und entkam nur knapp Meuchelmördern und Piraten. Nach seiner Rückkehr schrieb er ein gewaltiges Werk über die Gebiete, die er bereist hatte.

Die amerikanische Forscherin Sally Hovey Wriggins ist in der heutigen Zeit auf den Spuren des Pilgers gereist und bringt ihren Lesern ein faszinierendes Panorama dieser für die meisten Menschen noch immer fremden Welt nahe. In „Reisende auf der Seidenstraße“ kombiniert sie Xuanzang's Erlebnisse und Beobachtungen während seiner Pilgerfahrt mit den Erfahrungen und Eindrücken, die sie selbst auf ihren Asien-Reisen gesammelt hat.

Sally Hovey Wriggins: Reisende auf der Seidenstraße.
Rotbuch, 303 Seiten, 36,00 DM.


„Schmutzige Hände“
von Jürgen Roth

Weltweit erwirtschaftet das Organisierte Verbrechen jährlich eine Billion Dollar. Diese gigantische Wirtschaftsmacht aus Drogen, Verbrechen und Menschenhandel hat mächtige Helfer dort, wo sie am wenigsten zu vermuten sind: in den Zentren der politischen Macht und in den Zentralen großer Konzerne. Rund um den Globus verfolgt Roth die Spuren dieses globalen Machtkartells. Das Ausmaß der Bedrohung ist keine Angelegenheit von Polizei, Geheimdienst oder Spezialeinheiten. Jeder Bürger ist betroffen. Sei es der Große Lauschangriff oder die Legalisierung verdachtsunabhängiger Kontrollen durch Polizei und Bundesgrenzschutz, unter dem Banner des Kampfes gegen das Organisierte Verbrechen werden Jahr für Jahr bürgerliche Rechte abgebaut. Und die ‚ehrenwerte Gesellschaft‘ macht sich weiter der ehrbaren Gesellschaft breit.

Jürgen Roth: Schmutzige Geschäfte.
Bertelsmann, 44,90 DM.


„Schwarzbuch Helmut Kohl
oder Wie alles begann“
von Bernt Engelmann

Bereits 1994 hat Bernt Engelmann die Verstrickungen und Abhängigkeiten zwischen Wirtschaft und konservativer Politik ausführlich beschrieben. Seine Aufzeichnungen machen aktenkundig, was jeder Mann und jede Frau wissen konnte, wenn sie nur wollten, aber in den meisten Fällen doch lieber nicht zur Kenntnis nahmen. Das Koordinatensystem Kohl war nur auf seine Person justiert. Für den Kanzler Kohl war jede abweichende Meinung Verrat, jeder Widerspruch Hochverrat. Nicht die Bundestagswahl 1998 hat seine Herrschaft beendet, sondern erst die Folgen jener Erschütterung unseres demokratischen Gemeinwesens, die wir mit dem verharmlosenden Begriff „Spendenaffäre“ belegt haben. Erst jetzt kommt das System Kohl an sein Ende und lässt das ganze Ausmaß an „organisierter Kriminalität‘ einer großen konservativen Volkspartei sichtbar werden. Engelmann hat das System Kohl schon früh präzise analysiert und in seiner verhängnisvollen Konsequenz anschaulich dargestellt. Mögen auch wenige Zahlen in der Zwischenzeit überholt sein, der Kern seiner Aussagen über eine zerstörerische Politik wurde bestätigt. Andeutungen sind inzwischen zur Gewissheit geworden, seine Warnungen von der Wirklichkeit längst eingeholt.

Bernt Engelmann: Schwarzbuch Helmut Kohl oder Wie alles begann.
Steidl, 141 Seiten, 10,00 DM.


„Undercover“
von Erich Schmidt-Eenboom

Wie der „BND“ die deutschen Medien steuert

Publizisten sind für den „BND“ nicht nur als Quelle interessant; das Spektrum unmittelbar nachrichtendienstlicher Arbeit ist bedeutend breiter. Schon lange gibt es Gerüchte, dass sich der Bundesnachrichtendienst zahlreicher Journalisten bedient, um geschönte Artikel zu lancieren. Der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom hat eine Liste aufgespürt, die 230 Namen bekannter Journalisten enthelt, die bezahlte Kontakpersonen des „BND“ sein sollen. Schmidt-Eenboom hat gründlich recherchiert und nennt nicht nur Personen beim Namen, die mit dem „BND“ zusammenarbeiten, sondern zeigt auch detailliert auf, welchen Einfluss der Nachrichtendienst auf Presse, Funk und Fernsehen ausübt.

Erich Schmidt-Eenboom: Undercover.
Knaur, 495 Seiten, 16.90 DM.

Geändert:  10 / 2020