„Celler Scene“

Wissen, was los ist ...

BUCHBESPRECHUNGEN
im Jahr 2003



(Abb.: N. N.)


 Rezensionen von Martin Banger 


„Das Buch, in dem die Welt verschwand“
von Wolfram Fleischhauer

Nürnberg um 1780, kurz vor der Französischen Revolution. Der junge Arzt Nicolai Röschlaub soll im Auftrag des Reichskammergerichts zu Wetzlar einer Reihe beunruhigender Todesfälle nachgehen. Die Opfer weisen ein merkwürdiges Geschwür auf, sind jedoch alle gewaltsam, durch Mord oder Selbstmord, zu Tode gekommen. Ist ein rätselhaft es Gift im Umlauf? Zur gleichen Zeit finden rätselhafte Feueranschläge auf Postkutschen statt. Ihr Ziel sind Bücher. Raubdrucke. Gibt es einen Zusammenhang? Eine geheimnisvolle junge Frau tritt in Nicolai's Leben, die ihm klar macht, dass etwas Ungeheuerliches hinter den Vorfällen stecken muss. Misstrauisch geworden, entwendet Nicolai wichtige Unterlagen seines Auftraggebers. Darin findet er eine Landkarte – und macht eine Entdeckung, die seine Vorstellungskraft sprengt ...

Wolfram Fleischhauer: Das Buch in dem die Welt verschwand.
Drcemer, 448 Seiten, 19,90 €.


„Das Teubner-Buch der Antipasti“
von Christian Teubner

Alles Wissenswerte zum Thema „Antipasti“, in anregender und informativer Weise präsentiert. Der Band ist in drei Teile gegliedert: Die Warenkunde widmet sich der ausführlichen Produkt-Information zu wichtigen Zutaten wie Essig, Öl, Kräuter und Knoblauch und wartet mit Hintergrund-Infos und Profi-Tipps auf. Im Küchenpraxis-Teil werden alle Handgriffe Schritt für Schritt in Text und Bild darstellt – so zum Beispiel die Herstellung von Salatsoßen, Garnituren oder Techniken des Marinierens und Einlegens. Der umfangreiche Rezeptteil bildet den Schwerpunkt des Buches: Das Angebot reicht von Caprese über Vitello tonnato bis hin zu marinierten Sardellen, Falafeln, Tortillas und gefüllten Weinblättern, Artischocken in der Teigkruste, Brokkoli-Törtchen oder Gratin vom Taschenkrebs.

Christian Teubner: Das Teubner-Buch der Antipasti.
Edition Teubner, 320 Seiten, 25,00 €.


„Deckname Artischocke –
Die geheimen Menschenversuche der CIA“
von Egmont R. Koch und Michael Wech

„CIA“ und „FBI“ wissen ziemlich sicher, wer im Herbst 2001 mit Milzbrand-Briefen sieben Menschen tötete und ganz Amerika in Angst und Schrecken versetzte. Nicht Terroristen-Chef Osama Bin Laden, sondern einer jener Forscher, die in geheimen Labors der USA an biologischen Waffen basteln. Die große Sorge der „CIA“: Wird der Täter angeklagt, dürften auch viele Details bekannt werden, die als „top secret“ eingestuft sind: Großversuche mit Bakterien, Viren, Ultra-Giften, Psycho-Drogen. Ganze Städte, wie z. B. San Francisco, wurden zu Test-Zwecken mit Keimen verseucht. Eines der geheimsten Projekte mit Menschenversuchen fand unter dem Decknamen „Artischocke“ in Deutschland statt. Als sein Leiter, der US-Chemiker Frank Olson, die grausamen Versuche nicht mehr mittragen wollte, kam er unter mysteriösen Umständen ums Leben. Offizielle Diagnose: Selbstmord. Koch und Wech können nachweisen, dass Olson ermordet wurde. Außerdem legen sie eine Vielzahl an Beweisen vor, dass die „CIA“ bis in die 70er Jahre Experimente an Menschen vornahm – an Gefängnis-Insassen, deutschen Kriegsgefangenen, DDR-Übersiedlern, norwegischen Waisenkindern. Der erschütternde Report einer menschenverachtenden, mörderischen Wissenschaftim Dienst von „CIA“ und Militär.

Egmont R. Koch / Michael Wech: Deckname Artischocke –
Die geheimen Menschenversuche der CIA.
Bertelsmann, 350 Seiten, 23,90 €.


„Der goldene Skarabäus“
von Nicholas Drayson

Das Manuskript eines namentlich nicht bekannten Mannes schildert dessen schier unglaubliche Lebensgeschichte. Jener behauptet von sich, dass er es gewesen sei, der die Theorie vom „Kampf ums Dasein“ entwickelt habe; lediglich ihre Veröffentlichung habe er seinem Jugendfreund Darwin überlassen, bevor er zu einer Forschungsreise in die Javasee aufbrach. Auf einer einsamen Vulkaninsel, auf die es den Unbekannten im Jahre 1879 verschlagen hat, schreibt er seine Geschichte nieder; er erzählt von seiner Kindheit als Waise und von seiner Aufnahme in die Familie Darwin, von seinen Expeditionen und Abenteuern, von der Inselwelt. Als sich ein gewaltiger Vulkanausbruch ankündigt, vertraut er seine Lebensbeichte sowie seine wissenschaftlichen Aufzeichnungen als Flaschenpost dem Meer an, denn die gesamt exotische Insel mitsamt ihrer fantastischen Flora und fauna droht vernichtet zu werden: Lebewesen, wie sie kein anderer wohl jemals gesehen hat, die eigentümlichsten Populationen, Ziegen mit einem höchst merkwürdigen Sozialverhalten, Vögel, die Tonnen von Tang ans Ufer schleppen, Fische, die nur in kochendem Wasser leben können, wandernde Seerosen, blutsaugende Misteln. Und hier soll es auch jenen sagenhaften goldenen Skarabäus geben, dessen Existenz alles, die gesamte Evolution, erklären könnte ...

Nicholas Drayson: Der goldene Skarabäus.
Insel Verlag, 351 Seiten, 24,90 €.


„Der Kameramörder“
von Thomas Glawinke

„Ich wurde gebeten, alles aufzuschreiben.“ Mit diesem Satz beginnt der Ich-Erzähler seinen Berict über ein Osterwochenende, an dem er und seine Lebensgefährtin ein befreundetes Paar in der Steiermark besuchen. Während die Medien minutiös über einen am Karfreitag geschehenen Doppelmord an zwei Kindern berichteten, den der Mörder mit einer Video aufgenommen haben soll, pendeln die vier Freunde zwischen Fernseher und Kartenspiel, Küche und Gesprächen hin und her. Einerseits angewidert, andererseits fasziniert und voller Lust an der Sensation kommentieren sie dabei die Handlungsweise der Medien. Draußen, in der echten Welt, wird gleichzeitig fieberhaft nach dem Mörder gesucht. Ein atemberaubender Kriminalroman über die gefährliche Macht der Medien ...

Thomas Glavinic: Der Kameramörder.
DTV, 156 Seiten, 8,00 €.


„Der kretische Gast“
von Klaus Modick

Der Archäologe Johann Martens soll im Winter 1943 auf Kreta Kulturgüter auf ihren ‚germanischen Charakter‘ hin begutachten um eine Rückführung nach Deutschland zu ermöglichen. Seit Jahren hat der Wissenschaftler die Augen geschlossen, wo er sie schließen wollte. Als Leutnant Hollbach, sein Vorgesetzter, Johann befiehlt, als Dolmetscher einer der deutschen Vergeltungsaktionen in den kretischen Bergdörfern beizuwohnen, dämmert es dem Archäologen, was die Besatzung Kretas bedeutet. Er handelt, fotografiert die Erschießungen und Brandschatzungen der Deutschen, entwickelt Filme, übergibt Fotos an seinen kretischen Führer Andreas und warnt diesen zu guter Letzt vor einer geplanten Aktion der Deutschen im Dorf Korifi. Hollbach kommt seinem Archäologen auf die Schl iche undverhaftet ihn. Als Martens auf dem Weg in das Militärgefängnis die Flucht gelingt, ist sein Schicksal besiegelt. Er ist Teil des kretischen Widerstands und wird verzweifelt von den Deutschen gejagt. Im Untergrund begegnet er der unendlichen Gastfreundschaft der Menschen dieser Insel, der Liebe und immer wieder dem Tod.

Klaus Modick: Der kretische Gast.
Eichborn, 464 Seiten, 24,90 €.


„Der Moloch“
von Karlheinz Deschner

Puritanischer Fanatismus, wirtschaftliches Profitdenken und ein beispielloser hang zur Selbstlegitimierung: Nicht erst seit den jüngsten Angriffen auf Afghanistan als Reaktion auf die Terror-Anschläge vom 11. September sind die USA ins Kreuzfeuer geraten. Karlheinz Deschner erläutert in seiner provokativ-kritischen darstellung der amerikanischen Geschichte, wie der größte „NATO“-Partner die Rolle einer friedliebenden Ordnungsmacht für sich in Anspruch nimmt und gleichzeitig äußerst suspekte Seiten aufweist: Von der grausamen Kolonisierung der Neuen Welt und der Ausrottung der Indianer über die immensen Kriegsgewinne aus den beiden Weltkriegen bis hin zum Korea- und Vietnam-Krieg und der „Operation Wüstensturm“ am Persischen Golf legt der Autor alle historischen Fakten kenntnisreich dar, die „God's own Country“ als gewalttätige, unmoralische und korrupte Nation zeigen.

Karlheinz Deschner: Der Moloch (aktualisierte Neuausgabe).
Heyne, 384 Seiten, 9,95 €.


„Der Sommer der lachenden Kühe“
von Arto Paasilinna

Er weiß gerade noch, dass er Tavetti Rytkönen heißt und einmal Panzer-Sergeant war, als ihn Taxi-Fahrer Seppo in Helsinki mitten auf der Straße aufgabelt. Auf die Frage „Wo soll's hingehen?“ lautet Rytkönen's Antwort: „Egal, einfach vorwärts.“ Und so beginnt eine skurrile Tour, die das ungleiche Paar kreuz und quer durch die finnische Seenplatte führt. Das ungleiche Paar hat einige unglaubliche Abenteuer zu bestehen, und der tatkräftige junge Mann muss den in die Jahre gekommenen Schwerenöter aus manch grotesker Situation befreien. Dabei wird ein Bauernhof verwüstet, werden Kühe gejagt und ein Dutzend Französinnen beim Überlebens-Training überrascht.

Paasilinna auf dem Höhepunkt seiner Erzählkunst.

Arto Paasilinna: Der Sommer der lachenden Kühe.
Lübbe, 223 Seiten, 7,90 €.


„Der zweite Kuss des Judas“
von Andrea Camilleri

Vigata, 1890. Ein mysteriöses Geschehen hält die Bewohner des sizilianischen Küstenstädtchens in Atem. Am Karfreitag, während der Aufführung des Passionsspieles, verschwand auf rätselhafte Weise Ragioniere Antonio Pato, der Direktor einer örtlichen Bankfiliale. Wie jedes Jahr verkörperte der untadelige Familienvater mit großer schauspielerischer Kunst den Judas und wurdeseit seinemdramatischen Abgang von der Bühne nicht mehr gesehen. „Verschwunden oder ermordet?“ – auf einer Mauer ist zwei Tage später die Frage zu lesen, die sich jeder stellt. Hat ein Verrückter im religiösen Wahn den Schauspieler für den echten Judas gehalten und sich für den Verrat an Jesus Christus gerächt? Hat ein verschuldeter Kunde der Bank die Gelegenheit genutzt, sich des unerbittlichen Gläubigers zu entledigen? Oder ist Pato als Verkörperung des Judas zur Hölle gefahren? Commissario Ernesto Bellavia und Maresciallo Paolo Giummaro, offiziell mit der Lösung des Falles beauftragt, können sich über einen Mangel an öffentlichem Interesse und fantasievoller Hilfsbereitschaft nicht beklagen. Doch das, was sich schließlich als die Wahrheit herausstellt, sorgt für eine gewaltige Überraschung.

Andrea Camilleri: Der zweite Kuss des Judas.
Lübbe, 350 Seiten, 18,00 €.


„Die große Herausforderung“
von Ulrike Keding

Nirgendwo sonst in Europa gibt eseine so heftige Debatte über die Zugehörigkeit zur „Europäischen Union“ wie in Polen. Sie ist verknüpft mit der Frage: Was für ein Polen wollen wir? Aber auch in Weißrussland und der Ukraine ist der Beit ritt des Nachbarstaats ein heißes Thema: Was wird an den öst lichen Grenzen Polens geschehen, wenn das Land in die „EU“ aufgenommen wird? Das vorliegende Reise-Tagebuch aus den Jahren 2001 / 2002 vermittelt aktuelle Impressionen aus diesen drei Ländern. Die Autorin bereiste polnische Städte und Dörfer, die Metropolen Warschau, Krakau, Lublin und Randau, das weißrussische Grodno und das ukrainische L'viv, das alte Lemberg. Sie befragte sehr unterschiedliche Menschen, führende Politiker und Bürgerrechtler, ebenso wie den ‚kleinen Mann von nebenan‘. Im Gespräch äußern sie sehr offen ihre Meinung zu den anstehenden Problemen im Zuge der großen gesellschaftlichen Umwälzung seit 1990. Zahlreiche Fotos der Autorin vermitte ln zugleich lebendige Eindrücke von dieser Reise zu unseren östlichen Nachbarn.

Ulrike Keding: Die große Herausforderung.
Edition G, 195 Seiten, ca. 60 Fotos, 17,40 €.


„Die Jahre in Solentiname“
von Ernesto Cardenal

Der Name der Inselgruppe Solentiname im Großen See von Nicaragua steht exemplarisch für die Theologie der Befreiung, die neue Form eines Lebens mit den Armen und Entrechteten, der Poesie und des politischen Widerstandes gegen die Somoza-Diktatur. 1966 gründete der junge Priester und Dichter Ernesto Cardenal eine kleine Siedlung von Theologen und Dichtern. Bis zur Zerstörung der Einrichtungen und der Bibliothek 1979 besuchten Autoren, Verleger, Theologen und Philosophen aus aller Welt die Inseln. Der Dichter Cardenal hat über seine Jahre in Solentiname bisher nur in Interviews Auskunft gegeben. Erstmals erzählt er in diesem Band von den Anfängen bis zum Aufstand der Jugendlichen gegen den Diktator und seine Flucht ins Ausland. Seine Aufzeichnungen sind mehr als historische Erinnerung: Sie dokumentieren noch einmal jenen Geist, der für Millionen Menschen die Alternative war zu einem unmenschlichen Sozialismus und einer gnadenlosen Globalisierung.

Ernesto Cardenal: Die Jahre in Solentiname.
Peter Hammer Verlag, 320 Seiten, 25,00 €.


„Die Weisheit des Diamanten“
von Geshe Michael Roach

Buddhistische Strategien für beruflichen Erfolg und privates Glück

Der US-amerikanisch-buddhistische Mönch Geshe Michael Roach beweist, Spiritualität und materieller Erfolg vereinbar sind. Anfang der 80er Jahre verlässt er die Abgeschiedenheit seines indischen Klosters und macht sich auf in den Trubel der New Yorker Geschäftswelt, um dort ein Unternehmen nach buddhistischen Grundsätzen aufzubauen. Was folgt, ist der atemberaubende Aufstieg einer kleinen, kreditfinanzierten Diamanten-Firma zu einem Marktführer mit 100 Millionen Dollar Jahres-Umsatz. Der Schlüssel zu diesem Erfolg, so erklärt der Autor, liegt in der Kenntnis und der praktischen Anwendung der Lehren von Karma und Leerheit, die er hier auf klare und einfache Weise erläutert. Roach greift typische berufliche und private Probleme auf und bietet Lösungsmöglichkeiten aus buddhistischer Sicht.

Geshe Michael Roach: Die Weisheit des Diamanten.
Theseus, 272 Seiten, 22,90 €.


„Ein brillanter Bluff“
von Eric Garcia

Roy und Frankie sind das erfolgreichste Trickbetrüger-Duo aller Zeiten. Fränkie lebt und liebt auf großem Fuß, flotte Cabrios und wechseinde Damenbegleitung sind sein Steckenpferd. Roy dagegen pflegt seine Zwangsneurosen und träumt vom Ausstieg. Als auch noch Angela, Roy's angebliche Tochter, auftaucht und ihren kriminellem Vater um den kleinen Finger wickelt, ist das Chaos vorprogrammiert. Ein letzter großer Coup ist geplant, der nehr als gründlich misslingt.

Die Gauner-Komödie mit Herz, Witz und Intelligenz wird mit Nicholas Cage in der Hauptrolle verfilmt.

Eric Garcia: Ein brillanter Bluff.
Knaur, 253 Seiten, 7,90 €.


„Ein Hauch von Bittermandel“
von Kathy Hepinstall

Die Geschwister Alice und Boone, zwölf und 14 Jahre alt, leben seit Wochen in der Angst, von ihrem Stiefvater Simon vergiftet zu werden. Jedes gemeinsame Essen gerät ihnen zur Pantomime. Zweimal lang, einmal kurz blinzeln heißt: Der Reis ist in Ordnung, den hat Simon nicht zubereitet. Dreimal kurz zwinkern jedoch: Vorsicht mit dem Huhn! Danach liegen Alice und Boone im Kinderzimmer und warten auf den Tod – sämtliche Gifte, sämtliche verdächtigen Symptome und letalen Wirkungen haben sie aus den einschlägigen medizinischen Werken auswendig gelernt. Die Bedrohung spitzt sich zu, als selbst die naiv-gutgläubige Mutter der beiden Verdacht schöpft und panisch zur Flucht rät. Nun liegt es einzig an der scharfsinnigen Alice, ruhig Blut und Galgenhumor genug zu bewahren, um die Geschichte ihrer Familie und die Vergangenheit des bigotten Stiefvaters neu aufzurollen ...

Kathy Hepinstall: Ein Hauch von Bittermandel.
Knaur, 377 Seiten, 8,90 €.


„Einstein's Schleier“
von Anton Zeilinger

Wieso verhalten sich Teilchen als Wellen? Warum ist die Beschaffenheit eines Teilchens so lange unbestimmt, bis man es misst? Die Quantenphysik gilt gewöhnlich als dunkel, paradox, rätselhaft, weil sie mit dem gesunden Menschenverstand und unserer natürlichen Wahrnehmung zu kollidieren scheint. Genau dies macht sie aber auch für viele so faszinierend, fesselt Physiker ebenso wie Philosophen, Fachleute ebenso wie Laien. In diesem Buch erläutert einer der bedeutendsten Physiker unserer Zeit die zentralen Aussagen der Quantenphysik und reflektiert ihre revolutionären Auswirkungen auf unser Weltbild. Zu den größten Herausforderungen der Quantenphysik zählt, dass sie uns zwingt, uns von vertrauten Gewissheiten zu verabschieden. In der subatomaren Welt versagen die uns so selbstverständlichen Kategorien wie Raum, Zeit und Kausalität.

Anton Zeilinger: Einstein's Schleier – Die neue Welt der Quantenphysik.
Verlag C. H. Beck, 237 Seiten, 19,90 €.


„Gaza“
von Amira Hass

Dieses Buch über den Nahost-Konflikt ist ein besonderes, weil es von einer ungewöhnlichen Frau und aus ungewohnter Perspektive geschrieben wurde. Als Israelin freiwillig unter Palästinensern zu leben, gilt nicht wenigen ihrer Landsleute als Kollaboration mit dem Feind, wie ihr andererseits viele Palästinenser mit tiefem Misstrauen begegnen. Doch ist es gerade diese Existenz als Grenzgängerin zwischen den Fronten, die ihr dieses Buch ermöglicht hat.

Amira Hass verleiht dem gewöhnlichen palästinensischen Leben ein Gesicht. Hier erfährt man, was es bedeutet, als Taxifahrer oder Arzt, als Bauer oder Hausfrau in den besetzten Gebieten zu leben. Hass dokumentiert den palästinensischen Alltag ebenso genau wie das Mit- und Gegeneinander palästinensischer Organisationen. Sie beschreibt die ohnmächtige Wut auf die israelischen Besatzer ebenso wie die Selbstherrlichkeit des autoritären Regimes Yassir Arafats. Entstanden ist damit ein bedrückend plastisches Bild jener Mischung aus Fatalismus und Hoffnung, aus Verzweiflung und Zorn, die dem israelisch-palästinensichen Konflikt immer neue Nahrung zufließen lässt.

Amira Hass: Gaza. Verlag C. H. Beck,
410 Seiten, 24,90 €.


„Global brutal“
von Michel Chossudovsky

Der entfesselte Welthandel, die Armut, der Krieg

Die weltweite Handelsfreiheit führt mitnichten zur besten aller Welten, sondern zu Unsicherheit, Armut und Krieg. Die vom Westen beherrschte Finanz-Industrie verdient an instabilen Finanzmärkten. Die internationalen Konzerne, unter dem Druck der von ihnen selbst verschuldeten Überproduktion, setzen auf die Ausweitung der Märkte in den Entwicklungsländern – was nur geht, wenn sie deren produktive Basis zerstören. Die Allianz der Reichen forciert die Globalisierung der Armut, der Umweltzerstörung, der sozialen Apartheid, des Rassismus und der ethnischen Zwietracht. Nach der Ära des Kalten Krieges rutschen große Teile der Weltbevölkerung jetzt in eine beispiellose wirtschaftliche und soziale Krise – brutaler als die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre. Ganze Volkswirtschaften brechen zusammen, ganze Zivilgesellschaften werden zerstört, Arbeitslosigkeit und Armut nehmen überhand. Allein durch die Fülle der harten Fakten und die Weite seines Blickwinkels gelingt es Chossudovsky, den aggressiven, anti-demokratischen Geist der Globalisierung durch die reichen Länder so deutlich ans Licht zu zerren, wie es bislang noch kaum jemandem gelungen ist.

Michel Chossudovsky: Global brutal.
Zweitausendeins, 476 Seiten, 12,75 €.


„Herero“
von Gerhard Seyfried

Mehrere Jahre hat der bekannte Cartoonist Gerhard Seyfried für seinen Roman über ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte recherchiert. Er hat über dsas Leben der Eingeborenen und derDeutschen in den Kolonien geforscht, Wörter- und Tagebücher studiert und alles Erreichbare über den Aufstand gelesen, der einem Großteil der Hereros das Leben kostete und den Deutschen den Vorwurf eintrug, einen Völkermord begangen zu haben. In gelungener Weise verbindet er Fiktion mit Dokumenten der Zeit, wie Tagebüchern, Briefen und Zeitungsmeldungen, gibt sowohl die Sichtweise der Weißen wie der Schwarzen wieder und jongliert gekonnt mit dem Sprachmaterial, das ihm das Deutsch der Zeit, Südwester-Ausdrücke, Burensprache, Herereo- und Nama-Ausdrücke bieten. Entstanden ist ein Roman, der das Leben in Südwest-Afrika bis ins kleinste Detail authentisch wiedergibt – und die Erkenntnis, dass die gängige Geschichtsschreibung über den Herero-Krieg der historischen Wahrheit nicht gerecht wird.

Gerhard Seyfried: Herero.
Eichborn, 598 Seiten, 29,90 €.


„Hochzeit im Himmel“
von Mircea Eliade

„Ich träumte von einem Liebesroman, der ganz anders sein sollte als alles, was bis dahin geschrieben worden war – eine vollkommene Liebe, wäre da nicht ein mythisches Element dazwischengetreten, der Wunsch nämlich, diese Liebe fruchtbar zu machen“ – so umschreibt Eliade die Thematik dieses Romans, der als „Hymnus auf die große Liebe“ gefeiert wurde. In einer Jagdhütte in den Karpaten sitzen zwei Männer zusammen, rauchen und erzählen sich – eine lange Nacht hindurch – von der großen Liebe ihres Lebens. Beide Männer scheitern, begreifen nichts, als es noch Zeit ist, verlieren die Frau, die sie eigentlich lieben. Einer der beiden, Mavrodin, schreibt einen ganzen Roman, nur um sie wiederzugewinnen, und nennt ihn „Hochzeit im Himmel“.

Der weltberühmte Religionswissenschaftler Mircea Eliade erlangte literarischen Ruhm durch seine fantastischen Erzählungen und durch zahlreiche Romane.

Mircea Eliade: Hochzeit im Himmel.
Herder, 208 Seiten, 9,90 €.


„Im Reich des Goldenen Drachen“
von Isabel Allende

In einem kleinen Königreich im Himalaja bereitet sich der 18-jährige Prinz Dil Bahadur unter Leitung des weisen Lama Tensing auf seine künftigen Aufgaben als König vor, da dringt von außen eine zerstörerische Gewalt ein. Der legendäre goldene Drache; des buddhistischen Reichs hat die mörderische Gier eines New Yorker Multimilliardärs geweckt. Die uralte Statue ist von unschätzbarem Wert, da sie, wie es heißt, die Zukunft voraussagen kann. Zur gleichen Zeit hat sich die Reise-Schriftstellerin Kate Cold mit ihren Begleitern zu einer Expedition in das Bergkönigreich aufgemacht. Im brodelnden Neu-Delhi lernen sie Judit Kinski kennen, eine Gartenarchitektin, die für den alternden König neue Gärten anlegen soll. Sie berichtet ihnerrvon ehrwürdigen und kuriosen Sitten des Landes, und bald sitzt die erwartungsvolle Schar aus dem Westen im Propellerflugzeug, das sie in den Himalaja tragen soll. Doch was als Reise in ein wundersam fremdartiges Land beginnt, entwickelt sich zu einem Abenteuer, bei dem es um Leben und Tod geht.

Isabel Allende: Im Reich des Goldenen Drachens.
Suhrkamp, 325 Seiten, 22,90 €.


„In einem reichen Land“
von Günther Grass, Daniela Jahn und Johann Strasser (Hrsg.)

Wie sieht es wirklich in Land aus? Was passiert mit Menschen, die ihre Arbeit verloren haben? Welchen Preis müssen die, die noch Arbeit haben, oft genug dafür zahlen? Was bedeutet es, wenn immer mehr Frauen oder Männer ihre Kinder allein erziehen? Wie gehen wir mit Behinderten, mit Einwohnern ohne deutschen Pass um? Ganz normale Leute müssen tagtäglich im Westen und Osten Probleme meistern, die sie an den Rand der Kraft führen, ihre soziale Anerkennung gefährden. Quer durch Deutschland haben Journalisten und Publizisten, Schriftsteller und Fotografen intensive Gespräche mit Menschen aller Schichten und Regionen geführt. Die Autoren lassen Straßenkinder und Aussiedler, Selbsthilfe-Gruppen und kinderlose Mittvierzigerinnen zu Wort kommen, begleiten Gerichtsvollzieher und rechte Hooligans. Sie berichten von Amtsstuben und Suppenküchen, aus Gefängnissen und Obdachlosenquartieren. Sie schauen auf die sozialen Ursachen von Krankheiten, auf die Folgen von Mobbing, auf die desolate Lage der Schulen und Hochschulen und die Strukturmängel der deutschen Justiz. „In einem reichen Land“ ist eine Bestandsaufnahme deutscher Verhältnisse, die in der literarischen Qualität wie in der Intensität des Blicks ihresgleichen sucht – ein Atlas der sozialen Verwerfungen unseres reichen Landes.

Günther Grass / Daniela Jahn / Johann Strasser (Hrsg.): In einem reichen Land.
Steidl, 672 Seiten, 34,00 €.


„Kismet“
von Jakob Arjouni

„Kismet“ beginnt mit einem Freundschaftdienst und endet mit einem so blutigen Frankfurter Bandenkrieg, wie ihn keine deutsche Großstadt zuvor erlebt hat. Kayankaya ermittel – nicht nach einem Mörder, sondern nach der Identität zweier Opfer. Und er gerät in den Bann einer geheinmnisvollen Frau, die er in einem Videofilm gesehen hat. Eine geschichte von Kriegsgewinnlern und organisiertem Verbrechen, vom Unsinn des Nationalismus und dem Wahnsinn des Jugoslawien-Kriegs, von Heimat im besten wie im schlechtesten Sinne ...

Witzig, schnell, hart und ironisch – Arjouni's Romane gönnen dem Leser keine Ruhepause.

Jakob Arjouni: Kismet.
Diogenes, 265 Seiten, 8,90 €.


„Laviolette auf Trüffelsuche“
von Pierre Magnan

Fünf junge Leute sind kurz nacheinander in der Gegend des Provence-Dorfes Banon, das von Trüffel, Honig und Lavendel lebt, verschwunden. Fast alle waren sie Kinder angesehener, reicher Eltern. Da sich Komplikationen abzeichnen, wird Kommissar Laviolette mit dem Fall betraut. Die meisten Bewohner des 900-Seelen-Dorfes sind miteinander verschwägert, und sie sind auch alle wegen uralter Geschichten verfeindet, spielen aber jeden Tag Karten und Boule miteinander. Alle sind sie im Trüffelgeschäft, und manche von ihnen haben offensichtlich etwas zu verbergen. Als der erste der Verschwundenen tot in einer Hotel-Kühltruhe gefunden wird, ist es mit der Dorf-Idylle vorbei. Die rätselhaften Morde nehmen Laviolette so gefangen, dass er die Aufregung eines alten Freundes in Banon, dem ein Buch gestohlen worden ist, gar nicht verstehen kann. Ein Fehler, wie sich herausstellt ...

Pierre Magnan: Laviolette auf Trüffelsuche.
Scherz, 282 Seiten, 19,90 €.


„Rabenbrüder“
von Ingrid Noll

Eine schwer durchschaubare Mutter, zwei grundverschiedene Brüder und eitle unliebsame Schwiegertochter versammeln sich zurnal Totenschmaus im Mainzer Elternhaus, nachdem der hypochondrische Vater das Zeitliche gesegnet hat. Aus gutem Grund hat man sich länger nicht gesehen, und kaum ist man wieder beieinander, beginnen alte Konflikte zu schwelen. Ob der Vater auch wirklich ohne Nachhilfe unter die Erde gekommen ist? Erst vor kurzem hatte die Mutter Paul qestanden, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. War das etwa kein Mordmotiv? Die Brüder – der versponnene Paul und der verspielte Achim – entwickeln darauf hin wilde Fantasien, während Schwiegertochter Annette um ihre eigene Ehe pokert.

Ingrid Noll auf dem Höhepunkt ihrer Erzählkunst: rabenschwarz.

Ingrid Noll: Rabenbrüder.
Diogenes, 288 Seiten, 19,90 €.


„Schritt für Schritt ins Paradies“
von Otmar Hitzelberger

Frankfurt Anfang der 70er: Eine Gruppe von Lehrlingen probt den Aufstand. Ihr Lebensmotto lautet frei nach der Kult-Band Ton Steine Scherben: „Schritt für Schritt ins Paradies“. Sie machen ihren Vorstellungen Luft, kämpfen für eine bessere und gerechtere Welt, reden sich die Köpfe heiß, feiern wilde Partys in selbst verwalteten Jugendzentren und überfüllten WGs, planen Hausbesetzungen, knacken Fahrschein-Automaten und entwickeln eine unglaubliche Fantasie in ihrer politischen Arbeit. Mit ihren Sponti-Aktionen fordern sie die Obrigkeit und ihre städtischen Lehrbetriebe immer wieder heraus. Nicht nur als Augenzeuge, sondern auch als unmittelbar Beteiligter schildert Otmar Hitzelberger mit viel Witz und Dynamik die wilden 70er Jahre aus der Sicht der Frankfurter Lehrlings-Bewegung. Ein fesselndes Dokument, das eine bewegte Zeit mit ihren Träumen und Idealen wieder auf leben lässt.

Otmar Hitzelberger: Schritt für Schritt ins Paradies.
Edition Büchergilde, 208 Seiten, 18,00 €.


„Schwarzbuch Globalisierung“
von Jerry Mander und Edward Goldsmith (Hrsg.)

Globalisierung lautet das Zauberwort, das in Zukunft auch Dienstleistungen und die medizinische Versorgung umfassen soll. „Wohlstand für alle“, „Die Welt – ein Dorf“ lauten die Verheißungen der Befürworter des totalen globalen Freihandels. Aber wie sieht die Realität aus? Wessen Bedürfnisse werden befriedigt von einem System, das Regierungen impotent macht und die reale Macht gesichtslosen bürokratischen Körperschaften überträgt? Jerry Mander und Edward Goldsmith versammeln in ihrem Buch die internationale Creme der Globalisierungs-Kritiker aus den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Finanzwesen, Kultur und Umwelt. In ihren Analysen zeigen sie auf, dass die heute praktizierte Form der Globalisierung in vielen Bereichen das Gegenteil von dem bewirkt, was ihre Befürworter versprechen. Milliarden Menschen weltweit raubt der globale Handel mit Gütern und Dienstleistungen ihre funktionierenden Wirtschafts- und Sozialstrukturen. Armut und Elend sowie die Zerstörung der kulturellen Vielfalt und eine großflächige Vernichtung natürlicher Ressourcen gehören zu den Folgen.

Jerry Mander / Edward Goldsmith (Hrsg.): Schwarzbuch Globaliserung.
Riemann, 520 Seiten, 24,90 €.


„Scipio's Traum“
von Iain Pears

Die Lebensgeschichten dreier Männer, eng verknüpft durch die Auseinandersetzung mit dem philosophischen Traktat „Scipio's Traum“: Der eine verfasst ihn, der andere schreibt ihn Jahrhunderte später für seinen Herrn ab, um ihn zu ergründen, und der Dritte entdeckt ihn nach einwer Ewigkeit wieder. Der Aristokrat Manlius Hippomanes lässt sich taufen, um als Bischof über die nötige Macht zu verfügen, gegen den Untergang des Römischen Reiches zu kämpfen. Der Dichter Olivier de Noyens am Papsthof während des Exils von Avignon gerät in den entmenschlichenden Strudel der Pest, die halb Europa entvölkert. Und der Wissenschaftler Julien Barneuve glaubt Schlimmeres verhüten zu können, wenn er sich in den Dienst der von den Nazis gegängelten Vichy-Regierung stellt.

Wie selbstverständlich wechselt der große Romancier Iain Pears die Zeitebenen, während seine Leser ihm fasziniert und mühelos durch die Jahrhunderte folgen.

Iain Pears: Scipio's Traum.
Droemer, 603 Seiten, 22,90 €.


„Stunde der Rache“
von James Patterson

Alex Cross, seit Jahren Kriminalpsychologe bei der Polizei, hält Vampire eigentlich nur in Filmen für interessant. Als aber in einem Park in San Francisco zwei Jogger gefunden werden, die auf höchst makabre Weise getötet wurden, muss er seine Meinung ändern. Einen Menschen gibt es zumindest, der sich für einen Vampir hält und in diesem Stil tötet. In acht anderen Städte sind bereits ähnliche Morde begangen worden. Zusammen mit einer Kollegin vom „San Francisco Police Department“ ermittelt Cross, und die Spuren führen bald in die bizarre Welt der Rollenspiele, in der jeder einmal für kurze Zeit Held oder Schurke sein kann. Jetzt aber hat jemand den gefährlich schmalen Grat überschritten, der Spiel und Ernst, ihszeniertes Ritual und echtes Blutvergießen trennt. Niemals stand Alex Cross so kurz vor dem Scheitern, und niemals war er in größerer Gefahr, alles zu verlieren – seine Freunde, seine Familie, seinen Verstand.

James Patterson: Stunde der Rache.
Blanvalet, 317 Seiten, 7,90 €.


„Wer weint schon um Abdul und Tanaya?“
von Jürgen Todenhöfer

Die Irrtümer des Kreuzzugs gegen den Terror

Er ist einer der einflussreichen und erfolgreichen Manager der Republik. Eine politische Karriere hat er Längst hinter sich. Da kommt der Punkt, an dem er sich wieder einmischt. Einmischen muss. Als nach dem Attentat von New York die Bomben auf Afghanistan fallen, auf unschuldige Menschen eines geschundenen Volkes, da engagiert sich Jürgen Todenhöfer erneut. Pazifist war und ist er nicht. Aber Ungerechtigkeit empört ihn. Die Sorge treibt ihn um, dass die Zukunft unserer Kinder untergehen könnte im Hagel von Bomben und Marschflugkörpern, im Brand ungerechter Kriege, und dass aus unserem Jahrhundert ein Jahrhundert des Terrorismus werden könnte. Mit analytischem Scharfsinn und mit eindringlichen Argumenten klärt er auf – in der Schlacht der Lügen, die von beiden Seiten immer heftiger tobt. Er war selber vor Ort. In den Gebirgen des afghanischen Hindukusch und in Bagdad. Sein Fazit heute: Härte gegenüber den Terroristen, aber Gerechtigkeit gegenüber der muslimischen Welt. Ein Leidenschaftliches Plädoyer gegen sinnlose Kriege.

Jürgen Todenhöfer: Wer weint schon um Abdul und Tanaya?
Herder, 223 Seiten, 19,90 €.


„Wildpflanzen für die Küche“
von François Couplan

Botanik, Sammel-Tipps, Rezepte Die Natur schenkt dem Menschen eine Fülle essbarer Wildpflanzen. Sie wachsen vor der Haustür, auf der Wiese, im Wald und am Wegrand. 55 davon stellt der Autor in Text und Bild vor. Er beschreibt knapp und prägnant ihr Erscheinungsbild und ihre äußeren Merkmale, ihren Standort, den Ursprung des Namens, ihre Verwendung in der Küche, ihre Inhaltsstoffe und Heilwirkungen sowie Verwechslungsgefahren. Ergänzt werden die Pflanzen-Porträts jeweils durch ein bis zwei einfache, aber delikate Rezepte für die Alltagsküche. Wildpflanzen sind in Geschmack, Geruch und Beschaffenheit äußerst vielfältig und bieten unseren Sinnen ein wahres Feuerwerk an Genüssen. Auch bezüglich ihrer Inhaltsstoffe haben sie es in sich: sie sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und hochwertigem Eiweiß und können heilend wirken.

François Couplan: Wildpflanzen für die Küche.
AT-Verlag, 144 Seiten, 80 Farbfotos, 22,90 €.


„Wo der Pfeffer wächst“
von Klaus Trebes

Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer verstanden es, ihre Speisen mit erlesenen Gewürzen zu verfeinern. Lorbeer, Kümmel, Kerbel, Safran und natürlich Pfeffer waren Bestandteile ihrer Küchen. Im Mittelalter dann wurden Gewürze zum Statussymbol; Handelshäuser kamen durch sie zu großem Reichtum. Auf der Suche nach einem direkten Zugang zu den Gewürzländern landete Kolumbus 1492 statt in Indien in Amerika und brachte von dort neue Gewürze mit. 1497 schließlich entdeckte Vasco da Gama den Seeweg ums Kap der Guten Hoffnung nach Indien. Portugiesen, Holländer und Briten fuhren in die Welt und errichteten neue Monopole, die großen Handelskompanien entstanden, Gewürzkriege wurden ausgetragen. Klaus Trebes stellt die wicht igsten Gewürze und Kräuter vor: ihre Geschichte und die Koch- und Würzgewohnheiten der Menschen von der Antike bis zur Gegenwart. Zu jedem Gewürz gibt es Rezepte von Trebes, einem der besten Köche Deutschlands.

Klaus Trebes: Wo der Pfeffer wächst.
Insel, 194 Seiten, 8,00 €.

Geändert:  10 / 2020